In der Drehtür liegt eine Packung Taschentücher. Kurz hat sie den Impuls, sich zu bücken, lässt sie dann aber doch liegen. Auch aus Sorge, selber zum Hindernis in der Drehabfolge zu werden. Stattdessen tritt sie in die Lobby.
Auf dem Weg zum Lift nickt ihr die Rezeptionistin kurz zu. Sie ist nicht oft in der Stadt und bis auf die beruflichen Treffen hält sie sich hauptsächlich im Hotel auf. In ihrer Tasche ist ein Fruchtsalat vom Supermarkt nebenan. Sie freut sich, ihn gleich auf ihrem Zimmer essen zu können. Als in der 2. Etage zwei Frauen zusteigen, verlässt sie den Lift spontan und geht die letzten drei Etagen über das Treppenhaus.
Im Zimmer stellt sie die Tasche auf dem Stuhl ab und tauscht ihre Schuhe gegen die Frottee Slipper des Hotels.Das arrangierte Obst auf dem Begrüßungsteller – eine Banane, eine Orange und zwei Äpfel – legt sie unter den Tisch. Im Badezimmer wäscht und trocknet sie den Teller und stellt ihn zurück. Sie nimmt den Obstsalat aus der Tasche. Stück für Stück legt sie den Inhalt auf den Teller, sodass der Saft im Becher bleibt. Mit dem beigelegten Plastikbesteck fängt sie an, die Obststücke zu halbieren und dann nochmal zu teilen. Als alle Stücke gleich groß sind, legt sie Messer und Gabel weg. Vom Geschäftsessen hat sie einzeln verschweißte Zahnstocher mitgenommen, die sie jetzt aus der Hülle reißt. Nach Obstsorten getrennt, pickt sie die Stückchen auf. Als sie fertig ist, liegen neun Spießchen auf dem Teller. Die Spieße fächert sie nach Farbintensität der Obstsorten auf. Zwischen Honigmelone und Weintraube kann sie sich erst nicht entscheiden; gibt dann aber der Honigmelone den Platz der blassesten Farbe. Aus dem Flugzeug hat sie noch ein Päckchen mit Erdnüssen, die sie in den Zwischenräumen des Fächers verteilt.
Sie setzt sich auf den gepolsterten Stuhl und zieht ihn so nah wie möglich an den Tisch heran. Mit dem Ananasspieß fängt sie an. Als sie beim Blaubeerstab ist, scharrt es am Fenster. Wie ertappt legt sie den Obstspieß hin und rückt den Stuhl nach hinten. Auf dem schmalen Fenstersims hockt eine Taube. Als sie aufsteht fliegt die Taube auf. Enttäuscht steckt sie sich eine Erdnuss in den Mund. Unschlüssig steht sie hinter dem Stuhl, straft sich dann und greift nach dem Teller mit den übrigen Erdnüssen. Sie trägt ihn zum Fenster. Kurz ist sie verwundert, dass man es in dieser Höhe öffnen kann. Suchend blickt sie über die benachbarten Fenstersimse. Mit den restlichen Erdnüssen legt sie eine Spiralform auf das äußere Fensterbrett.
Eva Seiler
© Peter Mochi (außer Bild 1)
07.12.2018
19.00 – 22.00
08.12.2018 – 01.01.2019
this will be our very last show of the shopwindow-series!
come by – have a chat – get a drink!